Wir haben uns mit Jakob Jantscher vom aktuellen österreichischen Cupsieger (Sturm Graz) getroffen, um uns über seine diversen Auslandsstationen, die Rückkehr zu den “Schwoazen”, den Unterschied der österreichischen Bundesliga zwischen damals und heute, seinen Auftritt bei der EM 2016 in Frankreich und seine Familie zu unterhalten.
Centerfield: „Auf deinem Weg zurück zu Sturm Graz hast du sowohl in Russland, in den Niederlanden, in der Schweiz und in der Türkei Halt gemacht. Was konntest du in diesen verschiedenen Stationen für deine Aufgabe in Graz und für dein weiteres Leben mitnehmen?“
Jakob: „Mitnehmen kann man natürlich von allen Ländern sehr viel. Wenn man von Österreich nach Russland geht, ist das für die Persönlichkeit etwas Besonderes, weil das Drumherum ein großer Unterschied zu Österreich ist. Sportlich ist es natürlich auch sehr interessant. Vor allem das erste Jahr in Russland war ein spannendes, weil ich gemerkt habe, dass ich auch im Ausland mit starken Mitspielern und Gegnern sehr gut mithalten kann. In meinen Jahren im Ausland bin ich sicher persönlich sehr stark gereift, konnte aber auch sportlich einiges für meine Zukunft mitnehmen und durfte tolle Erfahrungen machen.“
Centerfield: „Nach 7,5 Jahren bist du nun nach Graz zurückgekommen und läufst erneut für deinen Heimatverein auf. Wie fühlt es sich an, endlich wieder ein „Schwoaza“ zu sein?“
Jakob: „Das fühlt sich natürlich sehr gut an. Es war wirklich eine lange Zeit, in der ich von Graz und natürlich auch von meinen Freunden und meiner Familie weg war, die sich sehr freuen, dass ich nun wieder in der Steiermark bin. Für mich ist meine Rückkehr sehr besonders, weil hier alles angefangen hat und ich nun gegen Ende meiner Karriere wieder in meiner Heimat spielen darf. Ich bin auch von der Mannschaft super aufgenommen worden, weshalb es sich angefühlt hat, als ob ich immer dabei gewesen wäre. Nun hoffe ich, dass ich in den nächsten drei Jahren – so lange läuft mein jetziger Vertrag in Graz – neben dem Cupsieg noch so viele Titel wie möglich sammeln kann.“
Centerfield: „Bevor du den Schritt ins Ausland gewagt hast, bist du für zwei Saisonen beim FC Red Bull Salzburg aufgelaufen, wo du 2x österreichischer Meister, 1x österreichischer Cupsieger und 1x Torschützenkönig geworden bist. Du kennst die österreichische Bundesliga also ziemlich gut. Gibt es deiner Meinung nach Unterschiede zwischen damals und heute?
Jakob: „Das ist sehr schwierig zu sagen. Ich glaube, der größte Unterschied ist, dass früher bei den größeren Vereinen noch einige Stars aufgelaufen sind. Wenn man zum Beispiel die Entwicklung von Red Bull Salzburg hernimmt, ist zu erkennen, dass es heute ganz anders ist als früher. Vor einigen Jahren wurden noch ältere Spieler aus dem Ausland geholt. Heute werden nur mehr ganz junge Spieler verpflichtet. Meiner Meinung nach ist das von der Idee her ein großer Unterschied. Es ist aber auch so, dass früher unter anderem bei den beiden Wiener Vereinen Spieler gespielt haben, die qualitativ ein Wahnsinn waren und auf die sehr viele Spieler aufgeschaut haben. Grundsätzlich glaube ich aber doch, dass sich das schön langsam alles in Richtung Jugend entwickelt hat, was ich auch gut finde. Das sollte der Weg der österreichischen Liga sein.“
Centerfield: „Du durftest im Laufe deiner Karriere 23 Mal für das A-Nationalteam auflaufen. Unter anderem warst du bei der EM 2016 in Frankreich dabei und bist dort zu einem Einsatz gegen Island gekommen. Wie hast du die EM miterlebt und wie war das Gefühl für dich, bei einem Großereignis für dein Land anzutreten?“
Jakob: „Über meine Nominierung bei der EM 2016 erzähle ich natürlich immer gerne, weil es etwas ganz Besonderes war. Das ganze Drumherum war sehr gigantisch. Für mich war es nicht nur ein Erlebnis, weil ich gegen Island spielen durfte, sondern einfach die ganzen Erlebnisse rund um die drei EM-Spiele, wie man behandelt wurde, die tollen Hotels, jedes Mal von A nach B zu fliegen und die riesige Aufmerksamkeit, die auf unsere Mannschaft gerichtet war, waren beeindruckend. Es war unglaublich, die Euphorie im ganzen Land zu spüren und zu sehen, wie viele Leute in den Stadien vor Ort waren. Das war schon richtig geil. Leider haben wir es sportlich nicht so hinübergebracht, wie wir uns das vorgestellt haben, aber trotzdem ist es für mich persönlich ein absolutes Highlight, dass ich in Frankreich dabei war. Wenn du als Österreicher bei einer EM nominiert wirst, ist das sicherlich sehr besonders und definitiv nichts Alltägliches.“
Centerfield: „Du bist verheiratet und Vater einer Tochter. Wie vereinbarst du dein Privatleben mit dem Profisport? Bleibt genügend Zeit für deine zweijährige Tochter übrig?“
Jakob: „Das geht ziemlich einfach, weil meine Familie für mich eine Art Rückzugsgebiet ist, indem ich mich sehr gut erholen und optimal relaxen kann. Mit meiner Frau bin ich schon wirklich sehr lange zusammen. Wir gehen mittlerweile auf das zwölfte Jahr zu. Das heißt, dass sie alles miterlebt hat, was ich auch erleben durfte, da sie auch im Ausland überall dabei war. Das ist etwas, das mir sehr wichtig ist, weil es mir einen guten Halt gibt. Wenn ich dann eine Person habe, die immer bei mir ist und dann auch noch meine kleine Tochter sehe, fühle ich mich sehr wohl. Zu meiner Frau habe ich so ein gutes Verhältnis, dass ich mich bei ihr zurücklehnen und mit ihr offen sprechen kann, wenn etwas nicht passt. In meinen Augen ist das sehr entscheidend für einen Fußballer, wenn er einen Ruhepol hat und für mich ist dieser auf jeden Fall meine Familie. Die kleine Tochter ist mittlerweile zwei Jahre alt und im August kommt unser Sohn zur Welt, was bedeutet, dass wir bald ziemlich perfekt aufgestellt sind. Ich möchte meiner Frau ein riesiges Lob aussprechen, da sie das alles mit Bravour meistert, vor allem auch mit unserer Tochter.“
Centerfield: “Vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute in Graz!”