Während unseres Aufenthaltes in Edinburgh haben wir uns mit unserem Legionär Peter Haring von Heart of Midlothian unterhalten. In unserem Gespräch haben wir einen kleinen Rückblick nach Ried gemacht, uns über den sehr erfolgreichen Start in Schottland und über die Möglichkeiten in der Saison 2018/19 unterhalten.
Centerfield: „Lass uns einen kurzen Blick in die Vergangenheit machen. Am 25. Mai 2018 stand für dich und deinen ehemaligen Klub, SV Ried, das entscheidende Spiel um den Aufstieg in die Bundesliga statt. Vor unseren Augen habt ihr Kapfenberg 7:1 geschlagen, was aber aufgrund des Ergebnisses im Parallelspiel für den 3. Tabellenplatz nicht gereicht hat. Deine Reaktion nach dem Spiel war sehr emotional. Kannst du kurz zusammenfassen, was genau passiert ist und was schlussendlich ausschlaggebend dafür war, dass euch die Chance auf den Aufstieg verwehrt blieb?“
Peter: „Das Jahr in Ried war generell ein sehr turbulentes, schweres Jahr, aber gleichzeitig auch sehr lehrreich. In der Hinrunde ist es eigentlich sehr gut gelaufen. Uns wurde von allen Seiten die Favoritenrolle zugeschoben, wir haben diese aber auch angenommen. Ich bin weiterhin der Meinung, dass wir in der vergangenen Saison den besten Kader der Liga und auch die beste Mannschaft gehabt haben. In der Hinrunde hat es schwer danach ausgesehen, als würden wir das auch bestätigen und schaffen. In der Rückrunde war es dann aber so, dass wir die Leistung aus verschiedensten Gründen nicht mehr bestätigen konnten. Man kann sehr lange darüber diskutieren, woran es genau gelegen hat, dass wir es nicht geschafft haben. Gegen Ende der Saison hat es immer schlechter ausgeschaut, aber wir haben alle bis zum Schluss noch daran geglaubt und gekämpft, weil es das Ziel des gesamten Vereins war, wieder in die Bundesliga aufzusteigen und wir bis zum letzten Spiel gegen Kapfenberg die theoretische Chance hatten, zumindest den Relegationsplatz zu erreichen. Nach dem Schlusspfiff gegen Kapfenberg war es trotz des Sieges ein schwerer Schlag. Die Enttäuschung war sehr groß, auch wenn man sich in gewisser Weise darauf vorbereiten hat können, auch wenn die Hoffnung sehr groß war.“
Centerfield: „Nach der enttäuschenden Saison 2017/18 erhieltst du einen Anruf von Heart of Midlothian, die dich unbedingt in ihren Reihen haben wollten. Du hast dich für den Schritt ins Ausland entschieden und zeigst Woche für Woche unglaubliche Leistungen. Wie ist es zu diesem Transfer gekommen und wie gefällt es dir bei deinem neuen Verein?“
Peter: „Es war so, dass ich natürlich immer eng mit Otmar im Kontakt war und dann auch beschlossen habe, wenn ich schon die Möglichkeit habe, aus meinem Vertrag auszusteigen, ich das auch machen möchte. Ich wollte eine neue Herausforderung suchen und den nächsten Schritt machen. Otmar hat mich noch während meines Urlaubs informiert und mir gesagt, dass Interesse von Hearts besteht und mich gefragt, was ich davon halte bzw. ob mich die Aufgabe reizen würde. Ich bin im Urlaub nach Edinburgh geflogen, habe mir das Umfeld angeschaut und den Trainer kennenglernt. Nach den Gesprächen, die voll positiv waren, war für mich ganz klar, dass ich das machen möchte.“
Centerfield: „Würdest du sagen, dass du dich nach jahrelanger, sehr harter Arbeit und einigen Rückschlägen mit dem Wechsel nun selbst belohnt hast?“
Peter: „Ja, ich glaube schon, dass ich einige Rückschläge verkraften musste und dass ich schon in den letzten Jahren hart dafür gearbeitet habe. Man muss einfach manchmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Ein bisschen Glück gehört dann auch dazu. Das ist immer so, vor allem im Fußball. Ich sehe das aber natürlich so, dass es ein großer Step ist, der mir im Sommer gelungen ist. Es ist ein unglaublich geiles Gefühl, wenn du vor allem bei Heimspielen vor dem Anpfiff ins Stadion gehst und ich sehe das volle Stadion mit 20.000 Zuschauern. Ich denke mir da noch immer, wie geil das ist, da jetzt zu sein und genieße es sehr.“
Centerfield: „Wie bereits erwähnt, trumpfst du in Schottland gerade total auf. In der Liga und im Cup hast du in 19 Spielen insgesamt 5 Tore erzielt und 3 weitere vorbereitet. Zudem wurdest du bereits mehrmals zum Man of the Match ernannt. Was passiert gerade?“
Peter: „Ich habe mich sehr schnell eingelebt. Seitens des Trainers und des restlichen Trainerteams habe ich von Anfang an das Vertrauen gespürt. Ich habe schon in der Vorbereitung sehr viele Einsatzminuten bekommen. Dann im ersten Spiel haben wir in Hamilton gespielt und sind ganz schlecht in das Spiel hineingekommen. Ich habe dann den Ausgleich erzielt und in der zweiten Halbzeit noch ein zweites Tor erzielt. Seitdem sind wir als ganze Mannschaft auf einer Erfolgswelle geschwommen, weil einfach das Selbstvertrauen sehr groß war. Vor allem nach der zweiten Runde, in der wir Celtic geschlagen haben, hat uns das die Augen geöffnet. Wir haben gesehen, dass wir eine richtig gute Mannschaft sind und selbstbewusst spielen können.“
Centerfield: „Wie kommen deine Leistungen bei den Fans und im Verein an?“
Peter: „Sehr gut natürlich. Vor allem, dass ich als defensiverer Spieler bereits so viele Tore erzielt habe, hat auch niemand so richtig erwartet. Vor allem habe ich das nicht erwartet. Ich habe heuer schon mehr Tore gemacht, als im ganzen letzten Jahr. Aufgrund meiner Tore ist es nun auch so, dass man auf der Straße erkannt wird und man gebeten wird, Selfies mit den Fans zu machen. Die Stimmung in der Stadt ist sehr euphorisch.“
Centerfield: „Du wurdest von Hearts als Innenverteidiger verpflichtet, bekleidest aber regelmäßig die Position des 6ers. Auf welcher der beiden Positionen kannst du deine Stärken besser ausspielen?“
Peter: „Nachdem ich die letzten drei Jahre fast ausschließlich in der Innenverteidigung gespielt habe, habe ich mich auch mit der Position angefreundet gehabt, was aber zu Beginn noch schwieriger war, weil ich davor immer im Mittelfeld gespielt habe. Dass der Positionswechsel so zustande gekommen ist, war für mich schon etwas überraschend, weil ich aus den Gesprächen mit dem Trainer herausgehört habe, dass er schon ganz klar mit mir als Innenverteidiger plant, was auch für mich logisch war. Ob ich nun als Innenverteidiger oder 6er besser bin, weiß ich nicht. Da scheiden sich auch die Meinungen, aber es ist so, dass es mir im Mittelfeld mehr Spaß macht.“
Centerfield: „Das Ziel des Vereins ist es, hinter Celtic Glasgow und Glasgow Rangers einen dritten Topklub im schottischen Fußball zu stellen und international vertreten zu sein. Nach sieben Runden steht ihr am ersten Tabellenplatz und habt unter anderem Celtic daheim geschlagen. Was ist tatsächlich möglich in dieser Saison?“
Peter: „Ich tue mir noch schwer dabei zu sagen, was möglich ist. Die zwei Vereine aus Glasgow haben zu Beginn der Saison noch unter deren Möglichkeiten gespielt. Ich glaube, wir sollten nicht daran denken, was sein kann, sondern sollten schauen, dass wir jedes Spiel nehmen wie es kommt. So werden wir mit Sicherheit am erfolgreichsten spielen.“
Centerfield: „Du bist aktuell mehr als 2.000 km von zuhause entfernt. Wie ist der Kontakt in die Heimat und wie verbringst du deine freien Stunden in deinem neuen Zuhause?“
Peter: „Ich habe immer sehr viel Besuch. Es ist immer jemand da von meiner Familie. Ich war noch gar nicht so viel alleine, seitdem ich hierhergezogen bin. Das ist jetzt aber natürlich mit der Zeit mehr geworden. Wie ich in Vorarlberg gewohnt habe, war es im Prinzip genauso, wie es jetzt in Edinburgh ist. Ich war kaum zuhause. Mit dem Zug habe ich sieben Stunden nachhause gebraucht. Jetzt brauche ich mit dem Flieger drei Stunden, daher ist da noch so viel Unterschied, außer die Sprache, aber die war in Vorarlberg auch nicht leichter.“
Centerfield: „Wie sieht dein Ziel in dieser Saison aus?“
Peter: „Ich bin happy, dass es für mich persönlich so gut läuft. Ich habe – außer während meiner kurzen Verletzungspause – noch keine Pflichtspielminute verpasst. Das sagt meiner Meinung nach schon sehr viel aus. Jetzt hoffe ich einfach, dass es so weitergeht. Ich möchte so viele Spiele wir möglich machen und dann kommt die Entwicklung von selbst.“
Centerfield: „Wir wünschen dir alles Gute für die kommenden Spiele und hoffen, bald wieder einige Tore von dir zu sehen!”